Neuraltherapie – Regulationsmedizin und Schmerztherapie

Die Benutzung von Procain als Schmerzmedikament begann im Jahre 1925, als der deutsche Arzt Ferdinand Huneke versehentlich seiner an chronischer Migräne leidenden Schwester ein procainhaltiges Präparat anstelle der procainfreien Variante intravenös injizierte. Dabei kam es nicht wie befürchtet zu schweren Komplikationen, sondern zu einer deutlichen Linderung der Kopfschmerzen.

Daraufhin forschten die Brüder Huneke und viele Ärzte nach ihnen mit Procain und anderen lokalen Betäubungsmitteln. Im Laufe der Zeit hat sich Procain als Medikament und im speziellen die Neuraltherapie als sehr effektive und schnelle Methode bei verschiedenen Erkrankungen, insbesondere aber bei Schmerzen am Bewegungsapparat, etabliert.

Hier unserer Privatpraxis ist die Neuraltherapie ein wichtiger Therapiebaustein bei akuten und chronischen Schmerzen und Beschwerden am gesamten Körper.

Orthopäde Dr. Robert Bunk
Neuraltherapie ist eine schnelle Hilfe bei schmerzhaften Funktionsstörungen der Muskulatur und Gelenken

Was ist Neuraltherapie?

Neuraltherapie ist eine Regulationsmedizin. Bei Schmerzen und Funktionsstörungen im Körper ist das autonome vegetative Nervensystem intensiv beteiligt. Komplexe Nervenverbindungen bestehen zwischen dem Gehirn, der Wirbelsäule und allen Geweben im Körper (Muskel, Gelenke, Haut, Bindegewebe).

Innerhalb dieses Nervengeflechts wird jeder Reiz der von Aussen (z.B. Stöße, Zugluft) oder Innen (Organe, Narben) verarbeitet und führt zu einer Reaktion in allen betreffenden Organen und Regionen des betroffenden Segmentes.

Die Segmente sind zum Teil sehr eindeutig in ihrer Zuordnung (Dermatome der Haut) , teils ist die Zugehörigkeit eines Hautareals , der darunter liegenden Bindegewebes oder eines Organs nicht so klar erkennbar.

Aber so sind z.B. die Headschen Zonen sind ein deutliches Zeichen für die Verknüpfung der inneren Organe mit der Hautoberfläche. Ein eindrückliches Zeichen ist der Schmerz im linken Arm im Rahmen eines Herzinfarktes.

Bei der Neuraltherapie wird mittels feinster Nadeln das Procain in die Haut, an Gelenkkapseln, in die Muskulatur und Sehnen und auch an Störfelder injiziert. Die Wirkung tritt in der Regel sehr schnell ein.

Kompensation und Dekompensation

Wie stark die Reaktionen ausfallen, ist abhängig von Reizstärke, Reizdauer und allgemeiner körperlicher Verfassung des Menschen. Der gesunde Mensch verfügt in der Regel über ein großes Kompensationspotential.

Äußere Einflüsse (Verletzungen, Umweltgifte) und innere Umstände (Operationen/Narben, Stress) können das Fass im wörtlichen Sinne zum Überlaufen bringen und es entwickeln sich zunehmende Störungen in der Regulation.

Anfangs sind diese Störungen in der Regel nicht schmerzhaft , zeigen aber in Form von z.B. Hautverquellungen, Muskelhartspann und schmerzfreien Blockierungen. Diese Zeichen befinden sich dann in den Organanteilen der betroffenen Segmente.

Wenn dann noch zusätzliche Einflüsse auf den Organismus einwirken, oder der chronische Reiz, zum Beispiel durch Störfelder (Zähne, Narben), nicht mehr abgebaut werden kann, ist die unterbewusste Verarbeitung der Störungen erschöpft. Das System dekompensiert und es machen sich Schmerzen bemerkbar.

Was sind Störfelder?

Häufig zeigen sich bei chronsichen Funktionsstörungen sogenannte „Störfelder“. Bei „Störfeldern“ handelt es sich um lokale chronische Entzündungszustände, die den Gesamtorganismus schwächen und Beschwerden in anderen Bereichen des Körpers erzeugen können.

Am häufigsten finden sich Störfelder im Kopfbereich (ca. 80%), z.B. Mandeln, Nasennebenhöhlen und der Zahn-Kiefer-Region. Eine Panoramaaufnahme der Zähne zeigt hier mögliche Ursachen.

Aber auch Narben sind Störfelder. Schätzungsweise bis zu 10% der Narben zeigen Störfeldeigenschaften. Dabei gilt grundsätzlich die Regel, dass je älter eine Narbe ist, desto höher ist das Potential als Störfeld.

Störfelder selbst sind klinisch stumm (silent inflamation), d.h. sie sind nicht schmerzhaft. Daher ist eine gezielte Suche erforderlich.

80% der Störfelder finden sich im Kopfbereich

Wie wirkt Neuraltherapie?

Die Neuraltherapie greift nun genau in diesen komplexen Kreislauf des autonomen Nervensystems ein. Die Wirkung von Procain ist dabei ausgesprochen vielfältig. Da Procain in erster Linie ein Schmerzmittel ist, lässt der Schmerz in der Regels schon direkt nach der Infiltration nach.

Das Procain wird in dem Gewebe abgebaut und zerfällt dann in 2 aktive Stoffe. Es zeigt sich zunächst eine direkte schmerzlinderne Wirkung durch die Eigenschaft als Schmerzmittel.

Darüberhinaus wirkt Procain sympathicolytisch, antioxidativ, gefäßstabilisierend, durchblutungsfördernd und zellstabilisierend.

Dies führt dazu den chronischen Reizfluss zu unterbrechen und den Regelkreis wieder in Normalzustand zu versetzen, so dass die zentralen hemmenden Signale zur Schmerzunterdrückung und Reduktion der entzündlichen Botenstoffe wieder wirken konnen.

Letztlich wirkt Procain somit antientzündlich und antirheumatisch.

Quaddeln

Die bekannteste Form ist die Quadelung. Dabei wird eine geringe Menge Procain in die Haut injiziert. Dabei bildet sich eine zunächst weiße, dann rötliche kleine Schwellung, die Quaddel. Quaddeln ist eine effektive Methode auch um eine darunterliegende, gestörte Muskulatur zu behandeln.

Aber auch schmerzhaft irritierte Weichteile, z.B. nach operativen Eingriffen, können hierdurch erfolgreich behandelt werden. Das Procain unterbricht des gestörten und intensivierten Reizfluss und reguliert über die lokale Wirkung und das autonome Nervensystem das Gewebe.

Störfeldtherapie

Wenn auch die Segmenttherapie nicht hinreichend ist, bedarf es der Suche nach einem Störfeld. Dies können z.B. schwache florierende Infekte an den Zahnwurzeln, chronische NNH-Entzündungen oder auch Narben sein. Störungen im Kiefergelenk können über das gesamte muskulekelettale System reichend komplexe Schmerzen und Funktionseinschränkungen verursachen.

Wenn das Störfeld infiltriert worden ist, bessern sich die Schmerzen rasch. Mitunter sind ist dann eine Wiederholtung ggf auch Erweiterung der Therapie erforderlich, um das Störfeld zu löschen.

Segmenttherapie

Ist eine lokale Behandlung nicht erfolgreich, kann das Segment behandelt werden, innerhalb dessen die schmerzhafte Stelle /Region liegt. Nun wird über die Applikation des Procain an Kapsel, Bänder, Knochen (Gelenke) und Nerven der darüberliegende Regelkreis behandelt.

Da sich ein Segment über eine größere Fläche erstrecken kann, erfolgen die Injektionen z.B., an eine Dorn der Wirbelsäule, dem Ellenbogen und dem Daumen.

Facetteninfiltration nach Mink als Bestandteil der Segmenttherapie
Copyright: Anke Müller, Wortbilder.de

Infusionstherapie

Gerade bei systemischenen Erkrankungen wie einem Rheumaschub oder auch generalisierten Schmerzen kann eine Infusiontherapie sehr hilfreich sein. Dadurch ist im gesamten Körper die antientzündliche und antirheumatische Wirkung verfügbar.

Über mehrere Termine erfolgt die stufenweise Erhöhung der Procaindosis, bis eine ausreichende Wirkung erzielt wird.

Im Verlauf wird die Procaindosis wieder ausgeschlichen und ggf. in Abständen wiederholt.

Ablauf der Neuraltherapie

Neuraltherapie ist bei fast allen muskuloskelettalen Beschwerden einsetzbar. Die Therapie beginnt in Abhängigkeit der Dauer der Beschwerden und der Ursache meist örtlich und wird, sofern es nötig erscheint, ausgeweitet.

Basis ist wie bei jeder Behandlung die vorherige Anamnese und körperliche Untersuchung.

Besteht der Verdacht auf ein Störfeld erfolgt die Infiltration des verdächtigen gebietes. Die Reaktion und die Veränderung des Schmerzes dienen hier als Indikator (Sekundenphänomen, Huneke-Phänomen). Die Störfeldsuche erfolgt anhand der Wahrscheinlichkeit und der Anamnese. Eine Testung, insbesondere bei mehreren möglichen Störfeldern, erfolgt dann schrittweise. Ist das Störfeld gefunden, wird dieses gezielt und ggf. auch mehrfach behandelt, zusätzlich zur Segmenttherapie.

Indikationen für eine Neuraltherapie

Ist Neuraltherapie gefährlich? – Mögliche Nebenwirkungen der Neuraltherapie

Procain ist bei richtiger Anwendung durch einen erfahrenenen Arzt und ausgebildeten Neuraltherapeuten weitgehend ungefährlich.

Wie bei jeder Spritzenbehandlung kann es grundsätzlich zu allergischen Reaktionen und lokalen Infektionen kommen. Durch die vorherige Desinfektion und das sterile Arbeiten bei Gelenkbehandlungen, sind Infektionen jedoch ausgesprochen selten. Eine Unverträglichkeit von Procain ist ausgesprochen selten. Die meisten Menschen haben bereits mehrfach Betäubungsspritzen beim Zahnarzt erhalten. Wer diese ohne Probeme überstanden hat, braucht sich wegen einer Reaktion auf Procain nicht zu sorgen.

Im Zweifel erfolgt eine zweimaligeTestinfiltration, ggf. ist eine laborchemische Untersuchung möglich.

Da Procain direkt auf das vegetative Nervensystem wirkt, kann es zur Antivierung des Parasympatikus kommen. Einige Patienten werden müde und fangen an zu schwitzen. Dann ist eine kurze Ruhe nötig, die Symptome verschwinden jedoch rasch.

Ein Abbauprodukt des Procains ist eine Ethanolverbindung, weshalb einige Patienten, auch in Abhängigkeit der Menge an Procain, kurzfristig ein euphorisierendes Erleben verspüren. Auch dieses ist völlig ungefährlich und nach kurzer Dauer wieder vollständig rückläufig.

Wie oft kann man eine Neuraltherapie machen?

Da die Neuraltherapie weitgehend nebenwirkungsfrei ist und das Procain lokal an den infiltrierten Körperstellen abgebaut wird, ist eine wiederholte Behandlung jederzeit möglich.

In Anhängigkeit der Art der Erkrankung und des zeitlichen Entwicklung (akut oder chronisch), ist die Behandlung oft schon wenigen Terminen beendet oder muss mehrmals wiederholt und auch modiziziert werden.

Meist ist ein Abstand zwischen den Behandlungsterminen von wenigen Tagen bis zu einer Woche empfehlenswert.

Infiltration an den Dorn des 7. Halswirbels

Was kostet Neuraltherapie?

Die Abrechnung der Neuraltherapie erfolgt regulär über gängige Infiltrationsziffern der Gebührenordnung der Ärzte (GOÄ). Daher fallen Kosten entsprechend der notwendigen Infiltrationen an. Die Übernahme der Behandlung erfolgt durch die privaten Krankenversicherungen, sofern Privatversicherte die Leistung in ihrem Tarif vereinbart haben.

Im Zweifel sollten Sie unbedingt im Vorhinein mit ihrer Krankenversicherung die Kostenübernahme klären.

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