Leistenschmerzen und Hüftschmerzen – Arthrose, Entzündung oder Funktionsstörung?

Die Leiste und die Hüfte sind zwei verschiedene anatomische Regionen des Körpers, die jeweils unterschiedliche Strukturen und Funktionen haben. Hier sind die Hauptunterschiede zwischen der Leiste und der Hüfte:

Die Leiste ist eine eine Übergangsregion zwischen Bauch und Oberschenkel. Sie erstreckt sich entlang der Leistenfalte, die diagonal über die Vorderseite der Leiste verläuft. Die Leiste enthält Muskeln, Sehnen und Weichteile wie Bindegewebe, Lymphknoten und Nervenfasern und den Leistenring (eine Öffnung in der Bauchmuskulatur), jedoch keine Knochen oder Gelenke.

Die Leistenregion hat hauptsächlich eine supportive Funktion für die Bauchorgane und dient als Durchgangsraum für Blutgefäße, Nerven und Fortpflanzungsstrukturen. Sie spielt auch eine Rolle bei der Stabilisierung der Bauchwand.

Die Hüfte ist eine komplexe Region, die eine entscheidende Rolle in der Mobilität und Stabilität des menschlichen Körpers spielt. Sie liegt hinter und unter der Leiste und umfasst Muskeln, Bänder, Schleimbeutel, Sehnen und das Hüftgelenk, eines der größten Gelenke des menschlichen Körpers.

Das Hüftgelenk ist ein kugelförmiges Gelenk, das den Oberschenkelknochen (Femur) in der Hüftpfanne des Beckenknochens verankert. Die Gelenkpfanne im Beckenknochen und der Kopf des Oberschenkels sind von Knorpel bedeckt und können so reibungslos ineinandergleiten. Umschlossen und vervollständigt wird das Hüftgelenk durch die Gelenkkapsel.

Ermöglicht werden die Hüftbewegungen durch verschiedene Muskeln, die vom Becken zum Oberschenkel reichen, das Hüftgelenk überbrücken und somit entscheidend für die Stabilisierung und Bewegung des Hüftgelenks sind.

Wichtige Muskeln in der Hüfte sind z.B. der Hüftbeuger (M. iliopsoas), die Gesäßmukusluatur (M. gluteus maximus und minimus) und die Oberschenkeladduktoren.

Da die Hüfte und die Leisten trotz enger anatomischer Beziehung zwei unterschiedliche Regionen mit unterschiedlichen Strukturen sind, ist die Entstehungen von Beschwerden entsprechend auch sehr verschieden.

Die Hüfte schmerzt häufig aufgrund einer Hüftarthrose. Der meist altersbedingte (degenerative) Verschleiß des Knorpels im Hüftgelenk führt zu Schmerzen in Blastung und im Verlauf auch in Ruhe. Im fortgeschrittenen Stadium ist die Hüftgelenkarthrose zudem durch eine Steifheit und eingeschränkte Beweglichkeit gekennzeichnet.

Eine veränderte Ausgestaltung der Hüftknochen wiederum kann zu einer Einklemmung der Gelenklippe (Labrum) oder zu schmerzhaftem Knochenreiben führen. Der Schmerz durch dieses sogenannte Impingement der Hüfte ist meist durch bestimmte Bewegugen auslösbar.

Mitunter ist die Gelenklippe, eine knorpelige Struktur am Rand der Gelenkpfanne, selbst verletzt (Labrumriss). Ein solcher Einriss im Hüftlabrum kann Schmerzen und ein Instabilitätsgefühl bei Belastung verursachen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind entzündliche Prozesse im Hüftebereich. So kann das Hüftegelenk selbst entzündet sein, z.B. im Rahmen einer Hüftarthrose. Diese Arthritis projiziert die Schmerzen dann in die Leistenregion.

Andere häufig entzündete Strukturen sind der Schleimbeutel am Oberschenkelknochen (Bursitis) und das Schambein (Pubalgia). Die Entzündung der Schambeinregion macht sehr oft Leistenschmerzen und Schmerzen an der Oberschenkelinnenseite, insbesondere bei Sportlern.

Zudem werden viele Hüftschmerzen durch Muskel- und Sehnenprobleme verursacht. Insbesondere Überbeanspruchung oder Verletzungen der umgebenden Muskeln und Sehnen können Hüftschmerzen verursachen. Insbesondere die Gesäßmuskulatur (M. gluteus), die Adduktoren und der seitliche Stabilisator (Tractus iliotibialis) sind hierbei meist betroffen. Der Hüftbeuger (M. Iliopsoas) kann ein mitunter schmerzhaftes Schnappen ind er Leise verursachen (Coxa salta interna)

Alle diese Ursachen verursachen Leistenschmerzen, obwohl die Ursache eigentlich in der Hüfte zugrunde liegen. Andere Ursachen für Leistenschmerzen betreffen direkt das Bindegewebe und die Weichteilstrukturen der eigentlichen Leistenregion.

Diese sind insbesondere der Leistenbruch (Leistenhernie). Aber auch Nieren- und Harnwegsprobleme sowie gynäkologische Erkrankungen können Schmerzen in der Leistenregion verursachen.

Wichtige orthopädische Ursachen für Hüftschmerzen und Leistenschmerzen:

• Arthrose
• Labrumeinriss
• Impingement der Hüfte
• Entzündungen( z.B. Schleimbeutelentzündung, Tendinitis, Arthritis, Schambeinastentzündung)
• Muskel- und Sehnenprobleme (Adduktorenprobleme, Coxa saltans interna)

Das wichtigste bei Leistenschmerzen und Hüftschmerzen ist neben der ausführlichen Anamnese die gründliche Untersuchung. Hiermit kann schon sehr häufig festgestellt werden, ob die Beschwerden von der Hüftregion verursacht werden und somit eine meistens orthopädische Behandlung brauchen.

Die genause Diagnose von Hüftschmerzen erfordert jedoch oft zusätzlich bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen oder MRT, um die genaue Ursache zu identifizieren.

Sind die Beschwerden dagegen im Bereich der Leisten ursächlich, ist hier die Vorstellung bei Kolleginnen und Kollegen der Urologie, der Chirurgie oder auch der Gynäkologie erforderlich.

Diagnostik bei Leistenschmerzen und Hüftschmerzen

• körperliche Unterschung und Anamnese
• MRT des Beckens / Hüfte bzw. der LWS
• Röntgen

Vor einer Behandlung von Hüftschmerzen, muss natürlich die richtige Ursache diagnostiziert sein. Ein gründliches Verständnis der Anatomie und der häufigsten Schmerzursachen in diesen Bereichen ermöglicht es uns, maßgeschneiderte Behandlungspläne zu entwickeln.

In Abhängigkeit der Diagnose reicht die Behandlung von konservativen Ansätzen wie Akupunktur, Dry Needling und Physiotherapie, über Maßnahmen wie die Neuraltherapie und Gelenkinjektionen (Eigenblut, Hyaluronsäure) bis hin zu operativen Eingriffen (Hüftarthroskopien, Gelenkersatz).

Sämtliche konservativen Therapieverfahren führen wir hier in unserer Praxis durch. Sollte eine Operation nötig sein, beraten wir Sie gerne und vermitten Sie auf Wunsch auch zu spezialisierten Kollegen.

Viele Beschwerden im Hüft- und Leistenbereich sind durch funktionsstörungen der hüftgelenkführenden Muskulatur und Sehnenreizungen verursacht. Hier ist in der Regel keine Operation erforderlich.

Handelt es sich um eine Gelenkentzündung im Rahmen eines Gelenkverschleißes (Hüftarthrose) können die Beschwerden in Abhängigkeit der der Ausprägung mit konservativen Maßnahmen gelindert werden. Eine Versorgung mit einem künstlichen Hüftgelenk ist bei nicht beherrschbaren Schmerzen indiziert.

Ist die Schmerzursache im Leistenbereich (z.B. Leistenbrch) ist ft eine operative Therapie erforderlich. Leistenbescherden sind meist durch beschädigte oder veränderte Strukturen verursacht. Grundsätzlich gilt, dass strukturelle Probleme eher operiert werden.

Störungen der Funktion sind dagegen durch eine Operation meistens nicht gut behandelbar. Hier ist die umfassende konservative Therapie erforderlich.