Nackenschmerzen, Nackenverspannungen und das HWS-Syndrom

Die typischen Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten bei Nackenschmerzen

Nackenschmerzen ist eines der häufigsten orthopädischen Probleme unserer Zeit. Die meisten Menschen verspüren in Ihrem Leben mehr oder weniger starke Schmerzen im Nacken. Dabei ist die Bandbreite zwischen einfachen Muskelverspannungen bis hin zum schwerwiegenden Bandscheibenvorfall groß.

Obwohl sich die Schmerzen in vielen Fällen für Patienten ähnlich sind, sind die medizinischen Ursachen sehr unterschiedlich. Daher ist die Untersuchung durch einen Wirbelsäulenspezialisten erforderlich. Nur eine exakte Diagnose und die zielgerichtete Therapie sind der schnellste Weg zur Schmerzfreiheit. Erfahren Sie hier alles über die möglichen Ursachen und die entsprechenden Therapieoptionen bei Nackenschmerzen.

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Nackenschmerzen stellen im Alltag eine erhebliche Einschränkung dar Copyright: iStock by Getty Images

Ursachen von Nackenschmerzen

Die Ursachen von Nackenschmerzen sind vielfältig. Meistens liegt jedoch eine Fehlbelastung der Muskulatur vor. So führt unzureichende Bewegung und langes Sitzen z.B. am Schreibtisch zur Inaktivierung und Schwächung der tiefen Haltemuskulatur. Dann übernehmen andere Muskeln die Haltefunktion mit und sind im Verlauf dabei jedoch überlastet und beginnen zu schmerzen.

Die unzureichende Bewegung verringert die Durchblutung der Muskulatur und führt dadurch zur Muskelverhärtung. Darüber hinaus kommt es durch fehlende sportliche Aktivität zu funktionellen Störungen wie Blockierungen an Hals- und Rippengelenken.

Ich habe immer Nackenschmerzen in bestimmten Situationen – was kann die Ursache sein?

Zwangshaltungen des Kopfes beim Arbeiten (z. B. Decke malern) oder beim Sport (z.B. langes Rennradfahren) können die Halsmuskulatur überlasten und in der Folge Nackenverspannungen und Schmerzen auslösen. Eine sorgfältige Anamnese bei Spezialisten kann solche Zusammenhänge oft aufdecken!

In einigen Fällen ist die Schmerzursache auch eine Fehlhaltung im Oberkörper durch Probleme im Becken-Bein-Bereich. Daher ist insbesondere bei chronischen oder rezidivierenden Nackenverspannungen bzw. Nackenschmerzen eine gründliche körperliche Untersuchung des gesamten Bewegungsapparates erforderlich.

Ist Arthrose der Halswirbelsäule eine häufige Ursache von Nackenschmerzen?

Verschleißerscheinungen der Halswirbelsäule sind bei dem meisten Menschen und im zunehmenden Alter fast immer im Röntgen oder MRT zu sehen. Diese Veränderungen führen zur reduzierten knöchernen Beweglichkeit der Halswirbelsäule. Eine herausragende Bedeutung für Nackenschmerzen zeigt sich hierbei jedoch nicht.

Verursacht ein Bandscheibenvorfall Nackenschmerzen?

Anders als Abnutzung und Arthrose verursacht ein akuter Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule oft heftige Schmerzen im Nackenbereich. Diese Beschwerden können oft lange anhalten und sind durch alleiniges Muskeltraining nur sehr schwer zu therapieren. Ursache ist eine gestörte nervale Regulation der Muskulatur – holen Sie sich in so einem Fall unbedingt professionelle Hilfe von einem Wirbelsäulenspezialisten!

Dauerhafte Nackenschmerzen nach einem Unfall?

Ein Schleudertrauma z.B. durch einen Auffahrunfall im Auto kann ebenfalls längerfristige Muskelverspannungen und Schmerzen auslösen. Das heftige Reißen am Muskel verursacht zum einen Zerrungen in der Muskulatur, zum anderen dient eine erhöhte Muskelspannung auch zum Schutz der übrigen Strukturen am Hals. Da Schleudertrauma ein alter und genau genommen unzutreffender Begriff ist, nutzen wir heute dafür den Begriff: HWS-Distorsion.

Ich hab Stress! Kann das meine Nackenschmerzen verursachen?

Ein wesentlicher Auslöser oder zumindest Verstärker von Nackenschmerzen ist bei vielen Menschen psychischer Stress. Die Ursache kann beruflich oder privater Natur sein. Denn viele Menschen verspannen bei Stresssituationen unwillkürlich im Nacken. Kann der Stress nicht abgeaut oder die daraus resultierenden Verspannungen nicht gelöst werden, chronifizieren die Probleme und lösen Schmerzen aus.

Häufige Ursachen für Nackenschmerzen in unserer Praxis:

  • Schwache Halsmuskulatur und Fehlbelastung
  • Bewegungsmangel
  • Überlastung
  • Funktionsstörungen (Blockierungen im Hals-/Brustwirbelsäule und Rippen)
  • Fehlstellungen der Füße oder Hüfte
  • Bandscheibenvorfall
  • Schleudertrauma / HWS-Distorsion
  • Psychischer Stress

Aufbau der Halses und der Halswirbelsäule

Der Hals ist die Verbindung des Kopfs mit dem Brustkorb und der Brustwirbelsäule. Zentrales Element ist die Halswirbelsäule. Sie besteht aus 7 Halswirbeln. Die Gelenke zwischen der Schädelbasis und dem ersten Halswirbel (Atlas) sowie die Gelenke zwischen Atlas und dem zweiten Halswirbel (Axis) werden als Kopfgelenke bezeichnet und bilden somit die Verbindung der Wirbelsäule zum Kopf.

Zwischen Atlas und dem zweiten Halswirbel (Axis) findet der Großteil der Drehung des Kopfes statt. Die Vor- und Rückneige erfolgt über die oberen Kopfgelenke (Schädelbasis und Atlas) und den übrigen Halswirbel.

Die Halswirbelkörper haben jeweils zwischen dem zweiten bis siebten Halswirbel eine Bandscheibe. Auf Höhe dieser Bandscheiben treten links und rechts die Spinalnerven aus. Es gibt auf jeder Seite 8 Spinalnerven.

Diese Nerven verzweigen sich jeweils links und rechts nach Verlassen der Wirbelsäule mehrfach und bilden schließlich die Nerven, die dann in die Arme ziehen. Dabei durchdringen sie die Muskulatur der Halswirbelsäule.

Die Muskulatur um die Halswirbelsäule besteht aus verschiedenen kurzen und längeren Muskeln. Diese Muskeln verbinden entsprechend ihrer Länge und Lage verschiedene knöcherne Anteile. Vor der Halswirbelsäule befinden sich die Speise- und die Luftröhre.

Typische Fehlhaltung der Wirbeläule bei viel Bildschirmarbeitszeit und Abnutzung der Zwischenwirbelgelenke
Typische Fehlhaltung der Halswirbelsäule durch zu wenig Aktivität und Arbeiten am Bildschirm: je weiter vorne der Kopf positioniert ist (näher am Bildschirm), desto schwieriger ist es für die Nackenmuskulatur den relativ schweren Kopf an Ort und Stelle zu halten. So entstehen oft chronische Muskelverspannungen und Schmerzen.

Es gibt kurze Muskeln die von der Schädelbasis bis zu den oberen Halswirbeln reichen. Andere wiederum reichen vom Kopf bis zur Schulter und zur unteren Brustwirbelsäule. Die Muskeln haben entsprechend ihrer Lage verschiedene Funktionen (Kopfdrehung, Nackenstreckung, Kopfbeugung etc.)

Seitlich der Halswirbelsäule befindet sich zwischen den Muskeln die wichtigen Blutgefäße, die den Kopf und das Gehirn mit Sauerstoff versorgen.

Welche Symptome machen Nackenverspannungen und was bedeuten sie?

Nackenverspannung beschreibt im Allgemeinen eine zu feste bzw. harte Muskulatur im Nackenbereich. Die Betroffene oder der Betroffene verspürt meisten die Muskelverspannung an den Muskelsträngen rechts und links der Halswirbelsäule (Halsstrecker) und in den Muskeln, die vom Nacken zu den Schultern ziehen (Trapezmuskel). Insbesondere im Trapezmuskel finden sich häufig Bereiche mit besonders fester Muskulatur (Myegolosen, „Knoten“). Die Muskelverspannungen treten meistens beidseitig auf, oft ist eine Seite aber mehr betroffen.

Die Beschwerden werden sehr unterschiedlich wahrgenommen. Es gibt aber einige typische Merkmale.

Eingeschränkte Beweglichkeit des Kopfes (Steifer Nacken, Nackensteifigkeit): dies trifft häufig als Folge nach Zugluft auf oder nach einer unbequemen Kopflage. Die ausgeprägteste Form ist hierbei der akute Schiefhals. Auch nach Unfällen oder bei akuten Bandscheibenvorfällen am Hals kann die erhöhte Muskelspannung als Schutzmechanismus auftreten.

Brennende Schmerzen in der Nackenmuskulatur: Brennende Schmerzen zeigen sich häufig nach längerer Zwangshaltung mit fehlender Ausgleichbewegung. Das passiert z.B. oft beim längeren Sitzen in leicht gebückter Haltung (PC-Arbeitsplatz)

Stechende Schmerzen am Hinterkopf und Kopfschmerzen: Hierbei werden die am Hinterkopf austretenden Nerven durch die verhärtete Muskulatur gereizt. Die Beschwerden treten dann meist am Hinterkopf auf, können sich jedoch auch bis zur Stirn bzw. hinter die Augen ausbreiten.

Schwindel und Tinitus: Die Muskeln am Hals haben ihren Ursprung an den knöchernen Strukturen des Schädels uns der Wirbelsäule. Der chronische Zug z.B. am Felsenbein  durch die hohe Spannung der betroffenen Muskulatur kann Auswirkungen bis in das Innenohr haben, sodass Tinnitus und Schwindel ausgelöst werden kann.

Schulterschmerzen: Die vom Hinterkopf über den Nacken verlaufenden Muskeln ziehen teilweise bis zur Schulter. Schmerzen im Nacken können somit bis auf die Schultern projiziert werden.

In den Arm ausstrahlende Schmerzen und Empfindungsstörungen (Radikulärsyndrom): Wenn die Schmerzen vom Hals bzw. der Schulter sogar bis in den Unterarm oder gar die Hand ausstrahlen, sind die in den arm ziehenden Nerven direkt betroffen. So könne sie Nerven durch die Muskeln zusammengedrückt werden (Thoracic outlet syndrom) oder aber es besteht eine Reizung direkt an der Nervenwurzel durch einen Bandscheibenvorfall.

Kieferverspannungen /Kieferknacken (craniomandibuläre Dysfunktion, CMD): Der Kiefer und somit das Kiefergelenk sind über Faszien, Muskeln und Bänder eng mit der Halsmuskulatur verbunden. Muskelverspannungen im Nacken können sich daher leicht auf den Kiefer und das Gesicht übertragen und Zähneknirschen verursachen.

Einteilung von Nackenschmerzen:

  • Akute Nackenschmerzen: bis drei Wochen
  • Subakute Nackenschmerzen: vier bis zwölf Wochen
  • Chronische Nackenschmerzen: länger als zwölf Wochen
  • Wiederkehrende (rezidivierende) Nackenschmerzen: maximal vier Wochen ohne Beschwerden, anschließend erneutes Auftreten der Schmerzen.

Welche Diagnostik erfolgt bei Nackenschmerzen?

Grundlage jeder Behandlung ist die vorherige gründliche körperliche Untersuchung. Insbesondere wenn die Schmerzen wiederholt (rezidivierend) oder chronisch sind, ist eine orthopädisch-funktionelle Untersuchung beim Wirbelsäulenspezialisten erforderlich.

Obwohl meistens funktionelle Ursachen die Beschwerden auslösen, ist es absolut wichtig wesentlichen Verschleiß (degenerative Veränderungen) am Skelett oder andere strukturelle Ursachen auszuschließen. Daher ist bei chronischen Schmerzen über 6 Wochen eine Bildgebung erforderlich.

Das MRT bietet sich hierbei am ehesten an, da es neben den knöchernen Strukturen auch die Weichteile (Muskulatur, Nerven) abbildet.

Diagnostik bei Nackenschmerzen:

  • Manualmedizinische Untersuchung
  • MRT der Halswirbelsäule
  • Röntgen der Halwirbelsäule

Obwohl den meisten Beschwerden eine Fehlfunktion des Bewegungsapparates zugrunde liegt, müssen bei chronsichen Beschwerden andere Ursachen unbedingt ausgeschlossen werden.

Was kann man bei Nackenschmerzen machen?

Nach der Untersuchung durch einen Spezialisten für Wirbelsäulenbeschwerden kann die Ursache der Beschwerden aufzeigen und eine zielgerichtete Therapie einleiten. Diese besteht am Anfang meist aus Osteopathie und manueller Therapie, meistens gefolgt von einem Aufbautraining zur Stärkung der Muskulatur

Zur dauerhaften Überwindung von Nackenschmerzen und Nackenverspannungen als Folgen einer Fehlhaltung ist regelmäßige Bewegung erforderlich. Sehr hilfreich hat sich die Kombination aus Ausdauersport, Kräftigungsübungen und Dehnungsübungen gezeigt. Zudem kann bei chronischen Nackenschmerzen ein gezieltes Training zur Stärkung und Mobilisierung der betroffenen Körperbereiche verordnet werden.

Folgende Therapiemethoden werden bei uns bei Nackenschmerzen angewendet:

Müssen Nackenschmerzen oder Nackenverspannungen operiert werden?

Eine Operation ist bei Nackenschmerzen in der Regel nicht erforderlich. Lediglich bei wesentlichen strukturellen Veränderungen (Tumor, Spinalkanalstenose, schwere Muskelverletzungen, Brüche der Halswirbelkörper) ist ein operativer Eingriff nötig. Selbst ein Bandscheibenvorfall ist meistens sehr gut konservativ, d.h. ohne Operation, zu behandeln.

Was kann man selbst machen bei Nackenschmerzen?

Die Ursache für einen steifen Nacken, Nackenverspannungen und Nackenschmerzen ist meistens eine falsche Haltung oder falsche Bewegung.

Daher empfiehlt sich bei akuten Nackenschmerzen ohne bekannten Auslöser Sport und Bewegung. Lokale Wärmeanwendungen (Wärmflasche, Kirschkernkissen) sind bei Muskelverhärtungnen eine effektive Therapie. Die kurzfristige Einnahme von Schmerzmittel ist hierbei ebenfalls sinnvoll.

Sind die Nackenverspannungen verstärkt durch privaten oder beruflichen Stress verursacht sind Entspannungstechniken wie. Z.B. Yoga notwendig. Mitunter ist auch eine Psychotherapie erfoderlich

Das können Sie tun:

  • Regelmäßig Sport treiben (Schwimmen, Turnen, Volleyball, Federball, Laufen)
  • gezielte Stärkung der Rücken- und Nackenmuskulatur
  • Dehnungsübungen für den Hals-Nackenbereich
  • Zugluft am Hals vermeiden
  • Verwenden eine passenden Matraze
  • Stressreduktion

Haben Sie wiederholte oder chronische Nackenverspannungen und Nackenschmerzen? Buchen Sie jetzt online Ihren Termin, rufen Sie an oder nehmen Sie Kontakt auf zu unserer Privatpraxis für konservative Orthopädie in Berlin-Zehlendorf.