Botox gegen Migräne
Botox zur Migränebehandlung? Vielleicht klingt das für viele Menschen auf der ersten Moment überraschend, aber Botox ist nicht nur hilfreich bei Behandlung von Falten. Botox ist seit langem ein hilfreiches Medikament zur Behandlung von Muskelerkrankungen.
Seit Jahren wird es in der Neurologie eingesetzt um Spastik zu lindern. Über den Wirkmechanismus von Botox (Onabotulinumtoxin-A) ergeben sich aber auch andere Möglichkeiten zur Behandlung von chronischen Beschwerden. Seit 2011 ist Botox in Deutschland auch zur vorbeugenden Behandlung von chronischer Migräne zugelassen. Insbesondere Patientinnen und Patienten, bei denen andere Therapieformen nicht hinreichend geholfen haben, profitieren von dieser Methode.
Andere Erkrankungen bei denen Botox eingesetzt werden kann sind ein chronischer Tennisellenbogen (Epicondylopathie humeris radialis), nächtliches Zähneknirschen (Bruxismus) und auch die therapieresistene Plantarfascitis. Aber auch bei übermäßigem Schwitzen (Hyperhidrosis) z.B. an den Achseln sind die Ergebnisse nach einer Botox-Therapie deutlich.
Wie Botox wirkt und wie eine Behandlung abläuft, erfahren Sie hier.
Was ist Botox und wie wirkt es?
Botox (Onabotulinumtoxin-A) ist der Handelsname des ersten Botulinumtoxin-Fertigpräparats, mittlerweile aber der umgangssprachliche Sammelbegriff für alle ähnlichen erhältlichen Neurotoxine.
Es gibt verschiedene Typen von Botulinumtoxine. Diese Neurotoxine werden als Endotoxine von verschiedenen Stämmen der Bakterienspezies Clostridium botulinum, Clostridium butyricum, Clostridium baratii sowie Clostridium argentinense gebildet.
Botolinumtoxine hemmen die Ausschüttung des Botenstoffs Acetylcholin. Dieser Stoff ist wichtig, damit dass elektrische Signal der Nerven auf die Muskel übertragen wird. Botox verhindert somit den Kontakt des Acetylcholins mit den Muskel und hemmt die Aktivierung des Muskel. So können sich die behandelten Muskeln nicht mehr so stark anspannen.
Und wie wirkt Botox dann bei Migräne?
Bei einem Migräne-Anfall werden die Muskeln rund um Gesicht, Nacken und Schulter stark aktiviert und angespannt. Die Muskel komprimieren die Gefäße, die Blut zum Gehirn transportieren. Folglich kommt dadurch zu einen Sauerstoffmangel. Die starke muskuläre Anspannung und die verminderte Blut- und Sauerstoffversorgung verursachen dann die starken Migräne-Kopfschmerzen.
Durch den direkten Einfluss auf die Muskulatur, bekämpft Botox die Ursache der Migräne, indem es die Spannung der Muskeln reduziert. Über diesen Mechanismus hemmt Botox auch die Schmerzweiterleitung im Gesicht. Begleiterscheinungen wie die Migräne-Aura, Übelkeit, Licht- und Geräuschempfindlichkeit werden ebenfalls reduziert.
Botox hilft den meisten Patienten dabei, die Häufigkeit einer Migräne und die Stärke der Schmerzen zu reduzieren. Die Betroffenen erleben insgesamt weniger und schwächere Migräne-Anfälle.
Somit ist die Behandlung mit Botox eine prophylaktische Maßnahme gegen Migräne, gilt also als Vorsorge-Maßnahme.
Wer kann sich mit der Botox-Therapie bei Migräne behandeln lassen?
Migräne und migräneartige Kopfschmerzen sind grundsätzlich bei jedem mit Botox zu behandeln. Wie bei jeder Therapie gibt es aber auch Fälle , in denen eine Behandlung mit Botox nicht durchgeführt werden sollte.
Solche Kontraindikationen sind:
- Allergien gegen Bestandteile der Lösung
- Erkrankungen der neuromuskulären Signaltransduktion
- Einnahme von Antibiotika vor der Behandlung
- Infektionen im Bereich der Injektionsstellen
- Schwangerschaft und Stillzeit
In sehr seltenen Fällen zeigen einige Menschen keine Wirkung auf Botox (Onabotulinumtoxin-A). Hier besteht die Option alternativ ein anderes Botulinumtoxin zu versuchen.
Gibt es Studien zu Botox gegen Kopfschmerzen und Migräne?
Mehrere Studien haben die schmerzlinderne Wirkung von Botox gezeigt. Die bekanntest ist die PREEMPT-Studie von 2010. Bei der Untersuchung an 1384 Migräne-Patienten zeigte sich eine gute Wirksamkeit des Botox mit einer deutlichen Reduzierung der Kopfschmerz- und Migränetage. Die Intensität der Schmerezn war ebenfalls rückläufig.
Auf Basis der PREEMT-Studie behandeln wir hier in unserer Praxis anhand der Empfehlungen hinsichtlich Dosierung und Applikationsschema (PREEMT-Schema).
Wie erfolgt die Botox-Behandlung gegen Migräne ?
Die Behandlung erfolgt in der Regel nach dem Schema der PREEMT-Studie (PREEMT-Schema). In die Muskulatur an Stirn, seitlichem Kopf, sowie an Hinterkopf und Nackenmuskulatur werden mit kleinsten Nadeln kleine Mengen Botox. Insgsamt erfolgen meist 31 Injektionen, individuelle Abweichung sind aber möglich.
Was ist nach der Behandlung mit Botox zu beachten?
Botox ist sehr wärmeempfindlich. Daher sollte nach der Infiltration für 24 Stunden starke Wärme (Sauna, Therme, Sonnenbaden) vermieden werden, um das Ergenis nicht zu gefährden. Hohe sportliche Aktivität innerhalb des ersten Tages ist ebenfalls nicht empfohlen.
Wie schnell tritt die Wirkung ein und wie lange hilft Botox gegen Migräne?
Der spürbare Wirkeintritt nach der Botox-Injektion ist meist nach nach 48 bis 72 Stunden. Die Patienten spüren eine Entspannung der behandelten Muskeln. Dann reduzieren sich die Kopfschmerzen, die Spannung der Muskeln am Kopf läßt spürbar nach. Zudem treten weniger und weniger starke Kopfschmerzen als vor der Behandlung auf.
Oft sind nur ein bis zwei Behandlungen nötig, um eine spürbare Linderung der Migräne-Beschwerden zu erreichen.
In der Regel hält die Wirkung bis zu drei Monate an. Daher erfolgen die Botox-Behandlungen im Abstand von 3-4 Monaten.
Gibt es Nebenwirkungen und Risiken bei der Botox-Behandlung?
Wie jede medizinische Therapie ist leider auch die Botox-Behandlung nicht ohne Risiken. Allerdings sind die Nebenwirkungen geringer als bei anderen Migränebehandlungen. Die applizierte Menge an Botox ist in Gänze für den Körper ungefährlich und wird meist gut vertragen.
Teilweise kommt es zu Spannungsgefühlen auf der Haut, Muskelschwäche oder Nackensteifigkeit. Die jeweilige Menge an Botox ist pro Injektionspunkt zu klein, um eine schwerwiegende Muskelfunktionstörung hervorzurufen.
Grundsätzlich besteht aber das Risiko, das bei Injektionen an der Stirn ein Augenlid etwas stärker „hängt“. Die wäre allerdings nach 3 Monaten wieder vorbei, wenn die Wirkung des Botox nachgelassen hat. Meist ist die sichtbare Auswirkung der Muskelentspannung eine glattere Stirn mit weniger Falten. Die Mimik selbst ist aber nicht beeinträchtigt.
Die Injektionen selbst verursachen nur in seltenen Fällen lokale Probleme. Die Stiche sind schnell nicht mehr zu sehen, selten ist ein Hämatom zu beobachten.
Erfolgen BOTOX-Injektionen im Abstand von weniger als 3 Monaten, besteht die Möglichkeit, dass sich Antikörper gegen BOTOX bilden. Daher ist der Abstand von mindestens 3 Monaten zwischen 2 BOTOX-Behandlungen zu beachten.
Was kostet eine Botox-Behandlung?
Die Kosten ergeben sich aus dem Preis für die benötigte Menge Botox (200 Einheiten) und der Anzahl der Injektionspunkte (31-29). Auf Wunsch erhalten Sie vorab einen Kostenvornschlag, den Sie z.B. bei Ihrer Krankenkasse einreichen können.
Wann übernimmt meine Krankenkasse die Kosten?
Sofern alle Kriterien erfolgt sind, ist die Erstattung der Kosten durch die versicherungen in der Regel gesichert. Auch gesetzlich Versicherte können hierzu ein Antrag auf Kostenübernahme bei ihrer Versicherung stellen.
Voraussetzungen zur Übernahme der Kosten sind:
- Es muss eine chronische Migräne vorliegen, mit min. 15 Kopfschmerz-Tagen pro Monat, davon min. 8 Tage mit Migräne.
- Zwei bis drei verschiedene Migräne-Medikamente müssen bereits erfolglos getestet worden sein – in ausreichender Dosierung und Dauer.
- Die Behandlung muss von einem Spezialisten durchgeführt werden.
Das Wichtigste bei Botox gegen Migräne
- Botox ist ein bewährtes Therapiekonzept bei Migräne
- Die Behandlung erfolgt nach dem PREEMPT-Schema
- Kostenübernahme durch die Krankenkassen bei chronischer Migräne (min. 15 Kopfschmerz-Tagen pro Monat, davon min. 8 Tage mit Migräne) und ausgeschöpfter Therapie
- geringe Nebenwirkungen
- 24 Stunden nach der Behandlung ist Wärme (Sauna, Therme, Sonne) zu meiden
- 24 Stunden keinen Sport nach der Botox-Behandlung
- Wirkeintritt 24-72 h nach der Behandlung
- oft schon eine deutliche Linderung nach 1-2 Behandlungen
- Eine Botox-Behandlung sollte mit einem zeitlichen Mindestabstand von 3 Monaten erfolgen, um die Bildung von Antikörpern zu vermeiden!
Kann man Botox auch sonst in der Orthopädie verwenden?
Da Botox direkt im Muskel wirkt und viele orthopädische Krankheitsbilder durch muskuläre Funktionsstörungen bedingt sind, konnte verschiedenen Anwendungen erfolgreich entwickelt worden.
So ist Botox eine Therapieoption zum Beispiel bei chronischem Tennisellenbogen (Epicondylopathie humeri radialis), Zähneknirschen (Bruxismus) und auch bei hartnäckigem Fersensporn (Plantarfaszitis).
Aber auch bei übermäßigem Schwitzen in den Achseln kann Botox helfen. Die Schweißproduktion ist nach der Behandlung für ca. 6 Monate deutlich reduziert.
Ablauf der Behandlung
Da diese Beschwerden muskulär vermittelt werden, erfolgt durch einen Spezialisten eine zielgenaue Injektion von geringen Mengen Botox an bestimmte Punkte der entsprechenden Muskulatur. Dies reduziert wie bei der Behandlung der chronischen Migräne die Muskelspannung und lindert dadurch die Beschwerden.
Die Infiltrationen erfolgen nach vorheriger Diagnosesicherung hier in unserer orthopädischen Praxis in Berlin-Zehlendorf.
Was ist bei der Behandlung zu beachten?
Das Verhalten nach der Intervention ist im wesentlichen das gleiche wie bei Botox gegen Migräne. Eine Übersicht finden weiter oben auf dieser Seite.
Übernimmt die Krankenkasse auch diese Behandlung?
Leider ist hier mit einer Erstattung durch die Krankenkassen nicht sicher zu rechnen, da es für diese Form der Botox-Therapie bisher noch keine entsprechende Zulassung gibt. Eine Behandlung ist natürlich trotzdem erlaubt.
Was kostet dann eine solche Behandlung?
Die Behandlungskosten setzen sich aus dem Preis für das notwendige Botulinumtoxin und der Anzahl der erforderlichen Infiltrationen zusammen. Gerne beraten wir Sie hierzu ausführlich in unserer Sprechstunde.
Suchen Sie einen Spezialisten für die Botox-Therapie z.B. bei Migräne in Berlin? Dann nehmen Sie gern hier Kontakt zu unserer orthopädischen Privatpraxis in Berlin-Zehlendorf auf oder buchen Sie online Ihren Termin.