Bandscheibenvorfall (Nucleus pulposus Prolaps)

Ein Bandscheibenvorfall ist eine schmerzhafte Erkrankung der Wirbelsäule. Tritt der weiche Kern der Bandscheibe durch Risse in der äußeren Hülle aus und beeinrächtigt einen Nerven im Rückenmarkskanal, entstehen starke Schmerzen, Taubheit, Kribbeln oder Muskelschwäche in den betroffenen Körperteilen. Die Behandlung kann konservativ oder operativ erfolgen. Eine frühzeitige Diagnose und zielgerichtete Therapie sind entscheidend, um die Schmerzen schnell zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Ursache und Krankheitsbild

Bei einem Bandscheibenvorfall (Nucleus-pulposus-Prolaps, NPP) tritt der weiche gallertartige Kern durch den faserknorpeligen Ring der Bandscheibe nach hinten in den Spinalkanal ein. Zu den auslösenden Faktoren gehören Übergewicht, Haltungsfehler, schwere körperliche Arbeit, ruckartige Bewegungen und Sportarten, bei denen die Wirbelsäule erschüttert wird (zum Beispiel Reiten, Mountainbiking) oder in sich verdreht (Tennis, Squash). Aber auch ohne ein erinnerliches Ereignis kann es zum Einriß des Knorpels kommen.

Trifft die Bandscheibenmasse einen Spinalnerven, führt das zu Schmerzen. In diesem Fall bemerkt der Patient /die Patientin einen plötzlichen oder sich aufbauenden starken Rückenschmerz, der in das Bein oder den Arm auf der betroffenen Seite ausstrahlt. In Abhängigkeit vom gereizten Nerven verläuft der Schmerz in charakteristischen Bahnen.

Umgangssprachlich wird beim Bandscheibenvorfall am Rücken oft von Ischiasbeschwerden gesprochen, wo bei es wichtig ist, vom sogenannten Hexenschuss oder einer funktionell bedingten Lumboischialgie zu unterscheiden ist.

Illustration einer lumbalen Bandcheibe im gesunden Zustand (links) und eines Bandscheibenvorfalls (rechts) copyright: iStockphoto

Woran erkenne ich einen Bandscheibenvorfall?

Das typische Symptom beim Bandscheibenvorfall an der LWS (lumbaler NPP) ist der scharfe, ziehende Schmerz im tiefen Rücken mit Ausstrahlung des Schmerzes in das Bein (Ischialgie). Der Schmerz ist typischerweise wie ein breiter Strich bzw. eine Bahn auf der Haut. In diesem Gebiet kann es zu leichten Gefühlsstörungen (Kribbeln, Brennen) oder sogar Taubheit kommen.

Ist der Nerv stärker betroffen ist auch die Muskelkraft beeinträchtigt. Das kann dazu führen, dass das Laufen eingeschränkt ist und z.B. der Fuß sich schlechter bewegen läßt (Fußheberschwäche). Im Falle eines betroffenene Armnervens durch einen Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule (HWS) zeigt sich da z.B. eine Schwäche beim Halten von Gegenständen.der Hand fallen.

Typische Symptome beim lumbalen Bandscheibenvorfall:

  • Rückenschmerzen
  • Ischialgie
  • Taubheit und Kribbeln
  • Muskelschwäche in den Beinen / Füßen
  • Bewegungseinschränkungen im Rücken
  • Blasen- und Darmprobleme

Tritt der Bandscheibenvorfall an der HWS (cervicaler NPP) auf, so zeigt sich dagegen ein entsprechender Schmerz im Nacken mit Ausstrahlung in einen Arm (Brachialgie).

Typische Symptome beim cervicalen Bandscheibenvorfall:

  • Nackenschmerzen
  • Taubheit und Kribbeln in den Finger
  • Muskelschwäche in den Fingern /Arm
  • Bewegungsstörung des Kopfes
  • selten Gangstörungen

Auf jeden Fall muss in diesem Fall die Vorstellung bei einem Wirbelsäulenspezialisten erfolgen. Anhand der Untersuchung sowie einer entsprechenden Bildgebung (MRT) kann dann die Diagnose gestellt werden und ein individuelles Therapiekonzept entworfen werden.

Diagnostik bei einem Bandscheibenvorfall

Basis jeder Diagnostik sind die ausführliche Anamnese und die gründliche körperliche Untersuchung der Patientin bzw. des Patienten. Besteht der Verdacht auf eine Verletzung eines Spinalnerven durch den Bandscheibenvorfall ist eine MRT der Lendenwirbelsäule bwz. der Halswirbelsäule im Rahmen der Diagnostik unabdingbar.

Die zeitnahe Diagnosesicherung und Detektion der Vorfallhöhe ist wichtig für die therapeutische Intervention. In unsere Praxis können wir meisten kurzfristige Untersuchungen im MRT mit anschließender Befundauswertung und Therapieplanung organisieren.

Da aber auch viele Störungen im Bereich der Muskulatur ausstrahlende Schmerzen in den Arm oder ein Bein verursachen können, ist die ausführliche funktionelle Untersuchung wesentlich. Selbst wenn im MRT ein Bandscheibenvorfall zu sehen ist, handelt es sich in vielen Fällen aber nur um einen Zufallsbefund.

Viele Bandscheibenvorfälle sind ohne eindeutigen Bezug zu den Beschwerden. Die meisten Beschwerden werden durch Störungen der Muskeln und Gelenke verursacht.

Wie behandelt man einen Bandscheibenvorfall?

Zeigt sich im MRT ein Bandscheibenvorfall der eine Nervenwurzel bedrängt, steht an erster Stelle die Schmerzreduzierung. Oft ist dafür eine Periradikuläre Therapie (PRT) sehr erfolgreich. Die zielgerichtete Schmerzmittelverabreichung direkt an den gereizten Nerven lindert die Schmerzen augenblicklich. Die Schmerzmitteleinnahme kann meist deutlich reduziert werden.

Häufig ensteht durch die Irritation des Spinalnerven eine muskuläre Dysfuktion im entsprechenden Segment des Bewegungsapparates. Dafurch entwickeln sich zusätzliche Muskelstörungen , die wiederum zusätzliche Schmerzen verursachen.

Daher ist eine Physiotherapie zur Verringerung der begleitenden Muskelschmerzen und Funktionsstörungen des umgebenen Gewebes. Erweitert wird die Therapie mit Akupunktur, Neuraltherapie und physikalischen Maßnahmen (Wärme, Bewegung, TENS). Die meisten dieser Therapieformen sind in unserer Praxis in Zehlendorf möglich.

PRT an der Bandscheibe der LWS
PRT L3 links am Modell der LWS Copyright: Anke Müller, Wortbilder

Muss ein Bandscheibenvorfall operiert werden?

Die meisten Bandscheibenvorfälle lassen sich gut konservativ, d.h. ohne Operation behandeln. Ob eine Operation nötig ist, kann sicher erst nach einer Untersuchung festgestellt werden. Teilweise ist diese Entscheidung aber erst nach einer Zeit sicher zu beantworten.

Wesentliche Gründe für eine Operation sind starke Schmerzen über 6 Wochen nach Beginn, Lähmungen (Fußheberschwäche) und schwere Störungen der Sensibilität (Taubheit an den Händen resp. Füßen).

Engmaschige Kontrolluntersuchungen, insbesonder bei plötzlichen Veränderungen der Beschwerden sind ausgesprochen wichtig, um den Verlauf zu beurteilen und ggf die Behandlungsstrategie zu verändern.

Die meisten Bandscheibenvorfälle werden erfolgreich konservativ behandelt. Eine Operation ist nur in 10% der Fälle erforderlich.

Wie lange dauert ein Bandscheibenvorfall?

Ist durch einen Bandscheibenvorfall eine Nervenwurzel getroffen, ist mit einem Genesungsprozess von Wochen bis zu einem Jahr rechnen. Die Schmerzen sind anfangs am stärksten und lassen im Verlauf stetig nach. Gerade die initiale Schmerzbekämpfung ist daher entscheidend für den weiteren Verlauf und zur Vorbeugung einer Schmerzchronifizierung.

Daher ist bei einem Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall die sofortige Vorstellung bei einem Wirbelsäulenspezialisten zu empfehlen, um die Krankheitsdauer zu verkürzen und Folgebeschwerden zu vermeiden.

Suchen Sie Hilfe und Beratung bei Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall? Dann nehmen Sie gerne Kontakt mit unserer Privatpraxis auf.