Messung des vegetativen Nervensystems mittels HRV-Analysetechnik (VNS-Messung)

In der modernen Medizin gibt es ständig neue Technologien und Verfahren, die dazu beitragen, die Gesundheit der Menschen zu verbessern. Eine solche Innovation ist die Messung des vegetativen Nervensystems über die Herzratenvariabilität (HRV). Das vegetative Nervensystem spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation von Organfunktionen und der Steuerung von Schmerzen. Durch die VNS-Messung können spezifische Informationen über die vegetative Regulation im Körper gewonnen werden. Sie ist somit insbesondere bei der Anwendung von Neuraltherapie von großer Bedeutung.

Was ist das vegetative Nervensystem?

Das vegetative Nervensystem, auch autonomes Nervensystem genannt, ist ein Teil des peripheren Nervensystems, das eine wichtige Rolle bei der Regulation und Kontrolle lebenswichtiger Funktionen des Körpers spielt. Im Gegensatz zum willkürlichen Nervensystem, das bewusste Handlungen steuert, arbeitet das vegetative Nervensystem weitgehend automatisch und unwillkürlich.

Das vegetative Nervensystem besteht aus zwei Hauptkomponenten: dem sympathischen Nervensystem und dem parasympathischen Nervensystem. Diese beiden Systeme arbeiten oft antagonistisch, um eine ausgewogene Regulation der Körperfunktionen sicherzustellen.

Das sympathische Nervensystem wird oft als „Fight-or-Flight“-Reaktion bezeichnet. Es wird aktiviert, wenn der Körper einer Stresssituation oder Gefahr ausgesetzt ist. Es bewirkt eine erhöhte Herzfrequenz, erweiterte Atemwege, gesteigerte Durchblutung der Muskeln und erhöhte Energiebereitstellung, um den Körper auf eine mögliche Bedrohung vorzubereiten.

Das parasympathische Nervensystem wird oft als „Rest-and-Digest“-Reaktion bezeichnet. Es fördert Entspannung, Erholung und die normale Funktion des Körpers während der Ruhephasen. Es senkt die Herzfrequenz, fördert die Verdauung und unterstützt die Regeneration und Heilung des Körpers.

Das vegetative Nervensystem reguliert eine Vielzahl lebenswichtiger Funktionen, darunter Herzschlag, Atmung, Verdauung, Stoffwechsel, Temperaturregulation, Hormonproduktion und Blutdruck. Es ist auch an der Steuerung von Schmerzempfindungen, Sexualfunktionen und der Regulation des Immunsystems beteiligt.

Eine gestörte Balance im vegetativen Nervensystem kann zu verschiedenen Gesundheitsproblemen führen. Eine Überaktivität des sympathischen Nervensystems kann beispielsweise mit chronischem Stress, Angstzuständen oder Bluthochdruck in Verbindung stehen. Eine Unteraktivität des parasympathischen Nervensystems kann sich durch Verdauungsprobleme, niedrigen Blutdruck oder eine verringerte Regenerationsfähigkeit des Körpers äußern.

Sympathisches und parasympatisches Nervensystem. Copyright: IStock Photo

Die Regulation des vegetativen Nervensystems ist ein komplexer Prozess, der von vielen Faktoren beeinflusst wird, einschließlich des emotionalen Zustands, des Lebensstils, der Ernährung und der Umgebung. Eine ausgewogene Regulation des autonomen Nervensystems ist wichtig für das allgemeine Wohlbefinden und die Gesundheit des Körpers.

Wie erfolgt die Messung des vegetativen Nervensystems?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten zur Messung der Aktivität des vegetativen Nervensystems. Eine gängige Methode zur Beurteilung der Funktion und Regulation des autonomen Nervensystems, insbesondere des sympathischen und parasympathischen Zweigs, ist die Herzratenvariabilität (HRV).

Die HRV-Analyse basiert auf der Aufzeichnung der R-R-Intervalle, also der Zeitintervalle zwischen den aufeinanderfolgenden Herzschlägen, die in Millisekunden gemessen werden. Diese Daten werden typischerweise über ein Elektrokardiogramm (EKG) erfasst. Die HRV-Analyse untersucht die Variationen zwischen den R-R-Intervallen, um Informationen über die Aktivität des autonomen Nervensystems abzuleiten.

Die Messung erfolgt über wenige Minuten im Sitzen oder Liegen mithilfe von nicht-invasiven Elektroden, die am Brustkorb über eine Brustgurt angelegt werden.

Der parasympathische Zweig des autonomen Nervensystems, der für die Entspannung und Erholung zuständig ist, beeinflusst die HRV positiv. Wenn der parasympathische Nervus vagus aktiviert wird, verlangsamt sich der Herzschlag, und die R-R-Intervalle werden länger und variabler. Auf der anderen Seite erhöht der sympathische Zweig, der für die Kampf- oder Fluchtreaktion verantwortlich ist, die Herzfrequenz und reduziert die HRV.

Es gibt verschiedene Methoden zur Analyse der HRV, darunter zeitbasierte, frequenzbasierte und nichtlineare Analysen. Zeitbasierte Analysen verwenden statistische Maßnahmen wie den mittleren R-R-Intervallwert oder den Standardabweichung der R-R-Intervalle. Frequenzbasierte Analysen analysieren die Verteilung der Variationen in verschiedenen Frequenzbereichen, wie zum Beispiel Hochfrequenz (HF) und Niedrigfrequenz (LF). Nichtlineare Analysen untersuchen komplexe Muster und Korrelationen in den R-R-Intervallen.

Die HRV-Analyse kann Hinweise auf die Balance oder Dysbalance zwischen dem sympathischen und parasympathischen Nervensystem liefern. Bei einer gesunden Regulation des autonomen Nervensystems ist die HRV normalerweise hoch, was auf eine flexible Anpassungsfähigkeit an verschiedene Situationen hinweist. Eine geringe HRV kann auf eine gestörte Autonomie hindeuten und mit verschiedenen gesundheitlichen Problemen in Verbindung stehen, einschließlich Stress, Entzündungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen Störungen des autonomen Nervensystems.

Bei chronischen Schmerzen kann die VNS-Messung dazu beitragen, Informationen über die vegetativen Regulationsmechanismen im Körper zu gewinnen. Sie kann Aufschluss darüber geben, ob und wie das vegetative Nervensystem bei der Entstehung oder Aufrechterhaltung der Schmerzen beteiligt ist.

Die Messung des Zustands des vegetativen Nervensystems erfolgt in wenigen Minuten mittels Brustgurt über die Erfassung und Analyse der Herzratenvariabilität (HRV)

Wofür wird die VNS-Messung verwendet?

Die VNS-Messung wird ergänzend zur körperlichen Untersuchung zur Bewertung des Zustands des vegetativen Nervensystems bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen im Bewegungsapparat eingesetzt.

Durch die Messung verschiedener Parameter wie Herzfrequenz, Hautleitfähigkeit und Temperatur können Neuraltherapeuten Informationen über die Regulationsfähigkeit des vegetativen Nervensystems erhalten. Diese Informationen können bei der Identifizierung von Störungen oder Blockaden im Nervensystem helfen, die möglicherweise mit Schmerzen oder anderen Beschwerden zusammenhängen.

Die VNS-Messung ermöglicht es zudem, die Reaktionen des vegetativen Nervensystems auf verschiedene Reize zu beobachten. Zum Beispiel können bestimmte Injektionen von Lokalanästhetika in spezifische Regionen des Körpers durchgeführt werden, während die VNS-Messung gleichzeitig die Auswirkungen auf das vegetative Nervensystem erfasst. Auf diese Weise kann die Neuraltherapie individuell angepasst werden, um den bestmöglichen Effekt zu erzielen.

Daher wird VNS-Messung in der Neuraltherapie häufig vor und nach Intrevention zur Überwachung des kurz- und langfristigen Therapieerfolgs und somit zur Beurteilung der Wirksamkeit der Behandlung eingesetzt. Durch regelmäßige Messungen können Veränderungen im vegetativen Nervensystem verfolgt und Rückschlüsse auf den Therapieverlauf gezogen werden.

Die VNS-Messung wird ergänzend zur körperlichen Untersuchung zur Bewertung des Zustands des vegetativen Nervensystems bei Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen im Bewegungsapparat eingesetzt.

  • Monitoring von Therapiefortschritten: Die VNS-Messung kann verwendet werden, um den Erfolg von Therapien zu überwachen, die auf die Regulation des autonomen Nervensystems abzielen. Zum Beispiel können Therapien zur Stressbewältigung, Entspannungstechniken oder Medikamente zur Regulierung des autonomen Nervensystems evaluiert werden. Die regelmäßige VNS-Messung ermöglicht es, Veränderungen in der autonomen Regulation im Laufe der Zeit zu verfolgen.
  • Diagnose von autonomen Störungen: Die VNS-Messung kann verwendet werden, um autonome Störungen wie Dysfunktionen des autonomen Nervensystems, orthostatische Hypotonie (niedriger Blutdruck bei aufrechter Position) oder autonome Neuropathie zu diagnostizieren. Sie ermöglicht eine objektive Bewertung der autonomen Funktionen und unterstützt die Differentialdiagnose
  • Bewertung von Stressreaktionen: Die VNS-Messung kann Informationen über die individuelle Stressreaktion liefern. Sie ermöglicht die Erfassung von physiologischen Veränderungen wie Herzfrequenz, Hautleitfähigkeit und Temperatur, die mit dem autonomen Nervensystem und der Stressantwort verbunden sind. Dies kann helfen, Stressreaktionen zu analysieren und individuelle Stressmanagement-Strategien zu entwickeln.
  • Individualisierung der Behandlung: Durch die VNS-Messung können individuelle Unterschiede in der autonomen Regulation erfasst werden. Dies ermöglicht eine personalisierte Behandlungsplanung, bei der Therapien auf die spezifischen Bedürfnisse und Dysbalancen des autonomen Nervensystems abgestimmt werden können.

Es ist wichtig zu beachten, dass die VNS-Messung als diagnostisches Instrument und zur Therapieüberwachung eingesetzt wird. Sie kann allein keine Schmerzen behandeln, sondern dient dazu, Informationen über das autonome Nervensystem zu liefern, um eine gezielte Therapieplanung zu ermöglichen. Die genaue Bedeutung der VNS-Messung kann je nach Anwendungsbereich und individuellem Gesundheitszustand variieren.

Haben Sie unklare chronische Schmerzen und Interesse an der VNS und Neuraltherapie? Bitte nehmen Sie Kontakt mit unserer Privatpraxis auf oder rufen Sie an: 030-62201766.